Poliscan Speed

Wie funktioniert das Messgerät?

Funktionsweise

Poliscan Speed sendet bei jeder Geschwindigkeitsmessung Laser-Pulse aus, die an geeigneten Objekten zurück zum Messgerät reflektiert werden. Aus einer Laufzeitmessung des Laserstrahls wird sodann die Entfernung zum jeweiligen Reflektor – dem Gegenstand – bestimmt. Dadurch, dass jeder einzelne Karosseriepunkt 100mal pro Sekunde an mehreren Stellen erfasst wird, ergibt sich ein Bewegungsprofil des gemessenen Fahrzeuges. Aus der Veränderung der Entfernung zu den einzelnen Fahrzeugen errechnet das Poliscan Speed die Geschwindigkeit des gemessenen Fahrzeuges. Der Erfassungsbereich liegt zwischen 10 und 75 Metern vor dem Gerät. Es werden Laserstrahlen im Infrarotbereich ausgesendet, 158 Strahlen mit einer Wiederholrate von 100/s und mit einer Aufweitung auf 45 mal 140 Zentimeter auf 75 Meter. Fährt in diese Strahlaufweitung ein Fahrzeug hinein, startet eine Laser-Puls-Laufzeit-Messung. Die dabei durch das Poliscan Speed ermittelte Kontur des Fahrzeuges ergibt sich daraus, dass das Fahrzeug die Lichtimpulse mit verschiedenen Teilen reflektiert und zurücksendet, womit sich ein dreidimensionales Bild ergibt. Dieses wird in einem kartesischen System erfasst und mit einer Regressionsgeraden versehen, aus der sich letztlich die Durchschnittsgeschwindigkeit ergibt, die auf einer Strecke zwischen 50 bis 20 Metern vor der Kamera errechnet wird. Diese Durchschnittsgeschwindigkeit darf nicht mehr als 10 % schwanken.

Einsatz

Das Poliscan Speed wird sowohl

  • stationär
  • als auch mobil

verwendet. Beim mobilen Einsatz wird das Polisan Speed zumeist neben der Fahrbahn aufgebaut. Anderfalls kommt es durch die Vibrationen der vorbeifahrenden Fahrzeuge das Gerät zu Änderungen an dem Messgerät. Es kann ein sogenannter Cosinus-Effekt auftreten, der – wenn man die Messung von diesem Fehler bereinigt – einen Abzug von 1 km/h rechtfertigt.

Kritik

Das Poliscan Speed stand in der Vergangenheit des Öfteren in der Kritik. Hintergrund war die nicht immer nachvollziehbare Messwertbildung. Sobald das Gerät nämlich Ungenauigkeiten feststellt, verwirft es die Messung, ohne diese Verwerfung zu speichern oder zu dokumentieren.

Zuverlässigkeit

Grundsätzlich wird aber aus der Anzahl und der Gründe, aus denen ein Geschwindigkeitsmessgerät Einzelmessungen verwirft bzw. annulliert, Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit einer Messreihe gezogen. Bei dem Lasermessgerät Poliscan Speed werden die Art und Anzahl der Annullationen vom Gerät jedoch nicht aufgezeichnet, so dass entsprechende Rückschlüsse nicht gezogen werden können.

Annullationsgründe

Es sind zwei Annullationsgründe werksseitig vorgegeben.

  • Einmal sind dies solche, in denen kein Lichtbild erstellt wurde, so bei Verdeckungsfällen oder aus fototechnischen Gründen, bei denen das Gerät bei hohen Fallzahlen wegen Überlastung nicht mehr Schritt halten kann.
  • Zum anderen wird die Gesamtmessung annulliert, wenn messtechnische Gründe vorliegen, etwa die 10-Meter-Strecke nicht erreicht wurde.

Messvorgänge nicht nachprüfbar

Folge hiervon ist, dass die zugrundeliegenden Vorgänge der Messung nicht nachprüfbar sind. Das Poliscan Speed präsentiert nämlich nur das Ergebnis. Zumindest fraglich ist, ob der Beweis einer Geschwindigkeitsüberschreitung geführt werden kann, wenn die wesentlichen Vorgänge der Messung nicht nachvollzogen werden können. So fehlen zum Beispiel. konkrete Angaben über die Messstrecke. Wenn diese aber unklar ist, können Messfehler bei der Geschwindigkeitsmessung nicht wirklich ausgeschlossen werden.

Messfehler

Die Geschwindigkeitsmessung mit dem Poliscan Speed birgt generelle und spezifische Quellen für Messfehler. Wie alle Messgeräte muss auch das Poliscan Speed ordnungsgemäß geeicht und voll funktionsfähig sein. Die Messbeamten müssen extra für das Poliscan Speed geschult worden sein. Schließlich müssen die Messbeamte die besonderen Anwendungsvorschriften bei der Geschwindigkeitsüberwachung einhalten.

Verzögerung der Kameraauslösung

Bei dem Poliscan Speed haben sich in der Vergangenheit zusätzliche Messfehler daraus ergeben, dass eine Verzögerung der Kameraauslösung vorlag, die eine genaue Feststellung der Geschwindigkeit unmöglich machte. Vielerorts wurden das Poliscan Speed aufgrund dieses Fehlers mit einer neuen Software ausgerüstet.

Kritische Prüfung

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig eine genaue Überprüfung der Funktionen des Vitronic Poliscan Speed ist. Zudem wird deutlich, wie lohnend es sein kann, gegen Bußgeldbescheide die auf Geschwindigkeitsmessungen mit dem Poliscan Speed beruhen, Einspruch einzulegen und das Messverfahren einer kritischen Prüfung zu unterziehen, um sich gegen etwaige Verfahrens- oder Messfehler zur Wehr zu setzen.

Mittlere Geschwindigkeit

Das Poliscan Speed misst die mittlere Geschwindigkeit eines Fahrzeugs innerhalb eines bis zu 30 m langen Bereichs. Der überwiegende Teil dieses Bereichs ist auf dem Messfoto nicht abgebildet. Erst nach der Messung erfolgt die Auslösung des Fotos. Die Fotodokumentation erfolgt also mit einer Verzögerung. Bei der Berechnung der Fotoauslöseverzögerung geht das PoliScan Speed davon aus, dass das Fahrzeug ab dem Ende der Geschwindigkeitsmesswertbildung bis zum Auslösen des Fotos seine Geschwindigkeit nicht mehr ändert und auch die Fahrtrichtung beibehält.

Fotodokumentation

Da also die Geschwindigkeitsmessung und die Fotodokumentation nicht gleichzeitig erfolgen, kann es sein, dass zunächst ein Fahrzeug gemessen wird, sodann aber ein anderes Fahrzeug fotografiert wird. Um dies auszuschließen, ist auf der Fotoaufnahme stets ein sogenannter (zur Messung gehörender) Auswertrahmen zu sehen. Jedoch nur wenn der Auswertrahmen korrekt aufliegt, stellt dies ein Indiz für eine zutreffende gemessene Geschwindigkeit des abgebildeten Fahrzeugs dar. Eine fehlerhafte Messwertzuordnung kann demnach nur dann ausgeschlossen werden,

  • wenn sich keine weiteren Fahrzeuge innerhalb des Auswerterahmens auf dem Messfoto befinden,
  • wenn die Vorderreifen des gemessenen Fahrzeugs sich erkennbar oberhalb des unteren Rahmenteils befinden und
  • wenn nicht das Kennzeichen und mindestens ein Vorderrad innerhalb des Auswerterahmens befinden.

Überprüfung unabdingbar

Hierbei ergeben sich nicht selten Fehler. Eine genaue Betrachtung der Fotodokumentation in der Bußgeldakte ist daher für eine Überprüfung der Geschwindigkeitsmessung unabdingbar.

Rechtsanwalt Ferdi Özbay
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